Bei Blauracken und Rotfußfalken in Ungarn

 

Vor ein paar Jahren wurde ich überraschenderweise zu einem Treffen von Wildlife-Fotografen nach Albanien eingeladen (Bericht hier).

Einige der Teilnehmer haben einen mehr oder weniger engen Kontakt nach diesem Treffen beibehalten und auch mehrere gemeinsame Touren unternommen.

Auch ich wurde öfter gefragt, ob ich Lust und Zeit hätte, an Touren teilzunehmen, was aber in den letzten beiden Jahren leider nie geklappt hatte.

 

In diesem Jahr sollte es nach Ungarn gehen und die Tour tatsächlich in einem Zeitraum stattfinden, der mir passte und so ging es dann im Juni 2023 in die Bíbic Nature Lodge im Hortobágy-Nationalpark.

Geplant waren neben Anreise- und Abreisetag drei volle Tage Fotografieren aus unterschiedlichen Verstecken heraus.

 

Mit dabei waren: Granit, Jetmir, Ruzhdi, Sefer und Sevdail.

 

Erwartung:

Im Verlauf der vergangenen Jahre habe ich natürlich bereits schon viele Bilder von Tierarten gesehen, die in Ungarn aufgenommen wurden und wusste daher, dass es in Ungarn sehr gute Möglichkeiten für Wildlife-Fotografen gibt.

Aber welche Tiere dann tatsächlich fotografiert werden können, hängt natürlich von der Reisezeit ab und auch vom individuellen Verhalten der Tiere.

 

Zum Zeitpunkt der Buchung wurden uns als Zielarten Rotfußfalke, Bienenfresser, Blauracke und Neuntöter genannt. Aufgrund der Brutverläufe vor Ort kamen dann noch Wiedehopf und Steinkauz dazu, der Neuntöter fiel jedoch heraus.

Organisation und Unterkunft

Um die Organisation, also Planung, Buchung, Absprachen und alles, was den Aufenthalt in Ungarn anging (allerdings exklusive Flug) hatte sich Jetmir gekümmert. Kontaktaufnahme erfolgte über die auf der Homepage der Bibic-Lodge genannten Kontaktmöglichkeiten.

Anreise erfolgte in meinem Fall über Wien nach Budapest, wobei ich einen Teil der Gruppe bereits beim Zwischenstopp in Wien traf und wir zusammen nach Budapest weiterfliegen konnten, was den Vorteil hatte, in Budapest nicht mehr auf andere Teilnehmer warten zu müssen. Die Abholung (war inklusive) stand pünktlich bereit und nach Erhalt der Gepäckstücke ging es dann noch gute zwei Stunden weiter in die Bíbic Lodge. Die Lodge liegt unmittelbar am Nationalpark Hortobágy an einem Feuchtgebiet.


Der Empfang in der Logde war herzlich, wie übrigens die Behandlung immer äußerst freundlich war, so dass man sich wirklich sehr wohl fühlen konnte. Der Rest des Anreisetages bestand aus einer Einweisung in das Programm, danach Freizeit, die wir damit verbrachten, an dem erwähnten Feuchtgebiet Weißbartseeschwalben, Stelzenläufer, Silber- und Seidenreiher, Löffler und andere Vögel zu beobachten und zu fotografieren.

Nach einem leckeren Abendessen und gemeinsamen Bier ging es schließlich zu Bett – der nächste Tag sollte früh beginnen!

1. Tag: Bienenfresser und Wiedehopf

Da wir sechs Personen waren, die hides jedoch nur Platz für drei Fotografen boten, wurden zwei Gruppen gebildet. Für meine Gruppe stand am ersten Vormittag Bienenfresser auf dem Programm.
Wir mussten früh los, Abfahrt von der Lodge: 0500 Uhr.  Das Bienenfresserversteck war eine kleine Holzhütte, ausreichend breit für gerade drei Fotografen und leider nicht hoch genug, dass man mit Körpergrößen von über 1,75m stehen konnte. Die Tarnung nach vorne bestand in einem Tarnnetz, unter dem das Objektiv durchgeschoben werden musste. Etwas nachteilig an dieser Lösung fand ich, dass doch eine gewissen Bewegungs-Disziplin erforderlich ist, da die Bewegungen der Objektive von vorne wahrgenommen werden können. 

Das Versteck befand sich an der Kante eines kleinen Grabens, in dessen Wände die Bienenfresser ihre Brutröhren gegraben hatten, vor den Röhren waren mehrere Ansitzäste gesteckt. Foto-Zeit waren ca. 5-6 Stunden, danach sollten die Aktivitäten der Vögel abnehmen und auch das Licht zu hart werden. Bereits auf der Anfahrt zum Versteck und auch kurz nach Beziehen des hides hatten wir schon mehrere Bienenfresser gesehen, so dass wir guter Dinge waren. Ganz so erfolgreich war es dann allerdings nicht. Es dauerte ziemlich lange, bis sich ein Bienenfresser tatsächlich vor das hide verirrte. Offensichtlich wurden doch nicht so viel Brutröhren aktiv genutzt oder die Vögel hatten noch kaum die Notwendigkeit, die Höhlen häufig anzufliegen.

Zusammenfassend kann man zu diesem Vormittag festhalten, dass uns zwar ein paar schöne und gute Bienenfresser-Bilder gelangen, jedoch waren hier die Erwartungen höher als das Ergebnis, was schlichtweg an der geringen Aktivität der Vögel lag.


Als Pausenfüller dienten einige Rauchschwalben sowie junge Schafstelzen, die die Ansitzäste ebenfalls nutzen und immer wieder ihre Show abzogen und dafür sorgten, dass keine Langeweile aufkam.

In der Mittagszeit wurden wir dann abgeholt und verlegten direkt in ein gar nicht weit entferntes Versteck, um den Wiedehopf zu fotografieren.

 

Dieses hide war im Vergleich zu der Bienenfresserhütte komfortabler, etwas größer, mit einer abgetönten Glasscheibe und Ventilator ausgestattet. Auch hier war nach Bezug der Hütte erst einmal Warten angesagt.

Im Gegensatz zu den Bienenfressern, die in natürlichen Brutröhren brüteten, war die Bruthöhle des Wiedehopfes künstlich hergestellt. Sie bestand aus einem ausgehöhlten Baumstumpf, vor dem ein Ansitzast gesteckt wurde. Diesen sollte der Wiedehopf vor dem Besuch der Höhle anfliegen - so der Plan.

Dummerweise ging dieser Plan gute drei Stunden nicht auf, so lange dauerte es, bis sich der Wiedehopf das erste Mal blicken ließ. Insgesamt flog dann der Wiedehopf während der unserer Zeit im Versteck nur dreimal an, obwohl er in der Bruthöhle Nachwuchs zu versorgen hatte. Ob das an diesem Tag an dem doch sehr heißem Wetter oder an anderen Umständen lag, haben wir nicht herausgefunden – der Wiedehopf wird seine Gründe gehabt haben, so ist dann eben Wildlife-Fotografie, die Tiere machen, was sie wollen, nicht das, was wir uns wünschen würden. Aber immerhin - ganz ohne Ergebnis gingen wird zum Glück doch nicht nach Hause.

Die Zeit vertrieben uns in diesem hide ein Steinschmätzer und eine neugierige junge Bachstelze, die immer wieder an die Glasscheibe der Hütte pickte.


2. Tag: Rotfußfalken

Am zweiten Tag standen Rotfußfalken auf dem Programm. Der Rotfußfalke ist eine typische Art für Ungarn-Fotografen. Da die Falken in Nistkästen auf Höhe der Baumkronen eines kleinen Wäldchens brüteten, befand sich das sehr geräumige und komfortable, mit Klimaanlage ausgestattete hide auf Höhe der Baumkronen.

Das Gebiet und somit die Nistgelegenheiten teilten sich die Rotfußfalken mit Turmfalken.

Im Gegensatz zum vorherigen Tag mussten wir keine Minute auf unsere Zielarten warten, die Falken waren da und flogen fleißig zwischen den Bäumen hin und her und suchten ihre Nistkästen auf.

Die Schwierigkeit, an gute Fotos zu kommen, bestand hier in erster Linie in dem extrem unruhigen, schwierigen Hintergrund.

 

Das nachfolgende Bild aus dem Versteck heraus mag einen Eindruck hinsichtlich der äußeren Umstände an diesem Tag verleihen:

 

Insofern waren die Falken leider sehr oft nur mit Geäst und wenig frei zu sehen:



 

An den Nistkästen hatten die Veranstalter zwar Ansitzäste gesteckt, leider taten uns die Falken kaum den Gefallen, diese zu nutzen. Meistens flogen die Falken direkt in den Nistkasten oder nutzten eben die Bäume als Ansitz.

 


 

Auf den Ansitzästen gelangen dann wenige, aber dafür gute Bilder von Falken, meistens bestand die Herausforderung jedoch darin, die Falken im Flug zu erwischen, was eines der anspruchsvollsten Vorhaben in den letzten Jahren für mich war. Zusammenfassend ein sehr herausfordernder Tag, mit dem ich letztendlich nach Durchsicht der Bilder auch fotografisch zufrieden war.

 

 

Neben den beiden Falkenarten hielten sich auch einige Dohlen vor dem hide auf:


3. Tag: Blauracke und Steinkauz

Der dritte (und leider bereits letzte Foto-Tag) sollte wieder zweigeteilt sein.
Vormittags stand mit der Blauracke ein weiterer typischer Ungarn-Vogel auf dem Programm.
Um es gleich vorwegzunehmen: Der Vormittag bei den Blauracken stellte definitiv den Höhepunkt meiner Ungarn-Tour dar. Denn kaum hatten wir  im hide, was hinsichtlich Größe und Komfort in etwa dem Wiedehopf-hide entsprach, Stellung bezogen und das Stativ aufgebaut, kamen die Altvögel angeflogen, um den Nachwuchs mit Nahrung zu versorgen.
Wie auch beim Wiedehopf war auch für die Blauracken die Nistgelegenheit künstlich hergerichtet, auch hier wieder ein ausgehöhlter Baumstumpf mit entsprechendem Ansitzast.

 



Die Anflugaktivitäten dauerten tatsächlich bis zum Abholen an, so dass wir mit vielen guten Blauracken-Bildern nach Hause gehen konnten.

 

Das zweite Foto-Vorhaben an diesem Tag sollte der Steinkauz sein.

 

Auch hier kann ich es schon vorwegnehmen: der Kauz hatte keine Lust, sich fotografieren zu lassen. Ein Steinschmätzer und mehrere Feldsperlinge sorgten für etwas Unterhaltung, aber dennoch war es natürlich insgesamt enttäuschend.

 


 

Am nächsten Tag erfolgte nur noch die Rückreise.

Fazit:

Die Tage haben mir sehr gut gefallen, sie waren ein tolles Erlebnis, auch wenn es natürlich Höhen und Tiefen gab.
Ich meine, viele schöne Bilder mitgebracht zu haben. Die vor Reiseantritt genannten Zielarten waren weitestgehend auch fotografierbar gewesen.
Zu den Tiefen gehörte, dass es gerade bei Bienenfresser und Wiedehopf  nur wenige Anflüge erfolgten. Bienenfresser und Wiedehopf waren im Gegensatz zum Steinkauz immerhin da, warum sie relativ wenig Aktivitäten zeigten, wissen sie wohl nur selber, aber wie gesagt, das muss man als Wildlife-Fotograf aushalten können. Dass die Steinkäuze nicht mitgespielt haben, war schon sehr schade.
Aus meiner Sicht gibt auch durchaus Dinge, die durch den Anbieter verbessert werden können, z.b. bei den Ansitzästen, die z.T. schon recht alt wirkten und deswegen von Saison zu Saison ausgetauscht werden könnten.  
Eine Reaktion auf eines meiner Bilder war „Oh, den Ast kenne ich“.. Sowas finde ich dann weniger toll, auch wenn mir natürlich klar ist, dass sich an so kommerziellen Fotomöglichkeiten die Bilder gleichen können.
Aber nicht nur das offizielle Programm, also das Fotografieren aus den Verstecken heraus, hat Spaß gemacht, sondern auch die durchaus reichliche "Freizeit", in der es eben möglich war, von der Lodge aus, Arten zu beobachten und zu fotografieren, die ich persönlich fast interessanter fand als Blauracke, Bienenfresser und Rotfußfalke.
Hier sind die Weißbartseeschwalben, Stelzenläufer und diverse Reiherrarten zu nennen.

Reiher:



 

Weißbartseeschwalbe:

Besonders positiv verblieb die offene, stets freundliche Art, mit der uns Gästen begegnet wurde, im Gedächtnis – und nicht zuletzt war die Gruppe einfach Klasse – ohne meine albanischen Freunde hätte ich die Tour wohl nicht gemacht!

 

Insgesamt aus meiner Sicht empfehlenswert!

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0